Von der Residenz bis zu den Pinakotheken: Die Weidener Schülerakademie in München

Der letzte Samstagvormittag in den Osterferien… Noch ein vorletztes Mal ausschlafen? Nein! Stattdessen Stilkunde in der Münchener Residenz: Woran erkenne ich Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus?

Und das frühe Aufstehen hat sich durchaus gelohnt, denn in den zahlreichen Räumen aus verschiedenen Zeiten spulte Barbara Heidinger vom Museumspädagogischen Zentrum nicht einfach den festgelegten Rundgang für Touristen ab, sondern ging auf die Interessen, Vorlieben und Fragen der Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen 9 bis 11 ein, und schloss der Gruppe auch so manche geheime Türe auf, durch die sonst niemand so einfach Zutritt bekommt. Sie regte die Mädchen an, sich in Zweierteams als “Blinde” auf die mit Worten beschriebenen Raumeindrücke einer “Sehenden” einzulassen und die Vorstellungen mit der Wirklichkeit zu vergleichen, oder machte ihnen auf kleinen Täfelchen den langwierigen handwerklichen Prozess einer Vergoldung sicht- und erfahrbar. Als Zugabe zum Schluss war sogar noch ein Besuch der neuen Schatzkammer möglich. Die Kunsthistorikerin war begeistert von den Schülerinnen, die bei der über zweistündigen Führung großes Interesse zeigten sowie aufgrund der zurückgelegten Strecke und kalten Temperaturen Disziplin und Durchhaltevermögen bewiesen. “Mit normalen Schulklassen nicht vergleichbar”, zollte sie der Gruppe Ihren Respekt. “Und das auch noch freiwillig, in den Ferien!”. Doch genau das ist wohl das Erfolgsgeheimnis dieser kunstgeschichtlichen Exkursionen: Nur wer wirklich möchte, fährt mit – und dann natürlich mit Freude und voller Aufmerksamkeit. Das Angebot der Weidener Schülerakademie ist schulübergreifend und besteht für die Schüler*innen aller drei Weidener Gymnasien.

Am Nachmittag startete die Gruppe dann zu einem Stadtspaziergang, um die Stadterweiterung im 19. Jahrhundert unter König Ludwig I., der seine Vorstellungen eines “Isar-Athen” im klassizistischen Stil nach Vorbildern aus Griechenland und Italien von den Architekten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner umsetzen ließ, auf direktem Wege nachvollziehen zu können.

Von der Feldherrnhalle aus mit dem Blick über die gesamte Ludwigstraße zum Siegestor ging es über den Odeonsplatz mit dem Reiterstandbild des Königs die Brienner Straße entlang bis zum Königsplatz mit der griechischen Säulenordnung (dorisch – ionisch – korinthisch) an den Propyläen, der Glyptothek und den Antikensammlungen zum direkten Vergleich vor den Augen.

Anschließend stand nach Abstechern zum Lenbachhaus und zur Sammlung Ägyptischer Kunst die Alte Pinakothek von Leo von Klenze im Zentrum der Aufmerksamkeit. An der derzeit zur Sanierung  geschlossenen Neuen Pinakothek ging es nun zur 2002 eröffneten Pinakothek der Moderne, wo noch etwas Zeit blieb, sich in dem besonderen Baukörper mit den vier darin untergebrachten Sammlungen etwas umzusehen. Das war sicher nicht der letzte Besuch in München, denn das Innenleben fast jedes dieser einzelnen Häuser würde einen ganzen Tag Besuchsdauer erfordern. So planen die Schülerinnen schon wieder ihre nächsten Fahrten, um auch einmal die gesamte Alte Pinakothek, die Pinakothek der Moderne oder das Museum Brandhorst wirklich ausgiebig einen ganzen Tag lang zu erkunden.

Ramona Gilch, Oberstudienrätin

Die Teilnehmerinnen der Schülerakademie “Kunstgeschichtliche Exkursionen” am Fuß der Gelben Treppe in der Münchener Residenz…

 

… und am Treppenaufgang von der Designsammlung zur Sammlung Moderner Kunst in der Pinakothek der Moderne