Anfang Dezember besuchte uns Pater Jeremias Kiesl von dem Augustinerkloster St. Martin von Tours aus Erfurt und erzählte uns in zwei Talkshows zuerst von seinem Alltag im Kloster heute und dann von Martin Luther, einem seiner berühmten Vorgänger im Erfurter Augustiner-Eremiten-Kloster, und der Reformation.
Im Folgenden einige Berichte und Impressionen von den Talkshows:
Am Montag, den 5.12.2022, kam Pater Jeremias zu uns ins Elly. Wir stellten ihm zahlreiche Fragen,
die er uns mit Freude beantwortete.
Er kam in Alltagskleidung und zog sich dann seinen Habit über (insgesamt besitzt er sieben Habite).
Pater Jeremias gehört dem Augustinerorden an. Er und sein Mitbewohner Pater Pius wohnen in einer Mietwohnung, nicht wie sonst üblich in einem Kloster.
Der Augustinerorden ist nach seinen Erzählungen vergleichsweise locker. Er reist mindestens
einmal im Monat zu anderen Konventen, Schulen, Freunden oder seiner Familie.
Der Tagesablauf ist geregelt, um 8 Uhr ist das Morgengebet, davor können sie aufstehen, wann sie wollen.
Seine Verwandten unterstützen ihn sehr, aber er vermisst sie auch. Pater Pius und Pater Jeremias bekommen in ihrer Mietwohnung oft Besuch von Verwandten und Freunden.
Ihm gefällt das Leben im Kloster und er könnte sich nichts Besseres vorstellen.
Nele Rumpler, Tamia Malissek, Caroline Seidl, Marie-Theresa Vaupel (7a)
StRin Sonja Winkler
In der ersten Talkshow beantwortete Pater Jeremias alle unsere Fragen zu seinem Leben im Kloster sehr ausführlich, z.B. erfuhren wir, dass ihr Ordensleiter nicht Abt, sondern Provinzial genannt wird. Der Provinzial ist für alle Augustinerklöster in Deutschland zuständig. Jeder einzelne Konvent wird von einem Prior geleitet. Pater Jeremias ist z.Zt. Prior des Erfurter Konvents. Da ihr Konvent in Erfurt momentan nur aus Pater Pius und ihm besteht, ist seine Arbeit als Prior z.Zt. nicht sehr anstrengend.
Pater Jeremias ist als Mönch auch Priester, ihm gefällt das Klosterleben sehr gut.
Ihre Hauptaufgabe sehen die Augustiner in Erfurt in der Seelsorge, deshalb stehen sie auch später auf und arbeiten abends länger als die Benediktinermönche im Mittelalter. Die alltäglichen Aufgaben werden nach Absprache verteilt, so dass man zu nichts gezwungen wird. Ebenfalls gibt es keine festen Ausgangszeiten, sondern die beiden Patres regeln auch dies in gegenseitiger Absprache.
Pater Jeremias hat sich schon während seiner Schulzeit viel mit Gott beschäftigt und war auch sehr gerne Ministrant.
Pater Jeremias hat guten Kontakt zu seiner Familie und seinen Freunden außerhalb des Klosters und fährt auch oft mit ihnen in den Urlaub, allerdings muss er zur Weihnachtszeit aufgrund der vielen Gottesdienste im Kloster bleiben. Da Pater Jeremias auch in der Ordensleitung tätig ist und sich deshalb einmal im Monat mit den anderen Mitbrüdern der Ordensleitung trifft, reist er ziemlich viel. Er fühlt sich auch in den anderen Konventen und bei seinen Mitbrüdern dort willkommen und herzlich aufgenommen. Pater Pius dagegen mag aufgrund seines hohen Alters nicht gerne verreisen, obwohl er es dürfte.
Das Klosterleben hat sich im Vergleich zu früher natürlich verändert und die Klöster sind jetzt z.B. auch digitalisiert.
Pater Jeremias würde gerne einen Hund haben, er dürfte es auch, aber der Zeitaufwand wäre für ihn zu groß, deshalb hat er keinen.
Die Konvente sind unterschiedlich groß und wieviele Mönche maximal in einem Konvent wohnen, hängt von der Anzahl der Zimmer ab, die dort vorhanden sind, weil jeder Mönch ein eigenes Zimmer hat.
Wir waren positiv überrascht wie modern Klöster mittlerweile sind. Wir haben viel über das Klosterleben gelernt und fanden es sehr interessant und würden uns auf weitere Gespräche freuen.
Am Ende dieser Talkshow bedankten wir uns passend zur Adventszeit, in der früher in manchen Klöstern auch Lebkuchen gebacken und verschenkt wurden, mit Lebkuchen und einer kleinen Flasche Glühwein bei Pater Jeremias.
Die evang. Schülerinnen der Klasse 8a
und OStRin i.B. Sigrid Pirkl
Wir haben am Montag mit Pater Jeremias nicht nur über das Mönchtum, sondern auch über Martin Luther und die Reformation geredet. Es war sehr interessant seine Standpunkte zu dem Thema zu erfahren und wie seine Ansicht als Augustinermönch heute über die Taten von Martin Luther ist. Er hat unsere Fragen sehr ausführlich beantwortet und uns viel über Martin Luther erzählt, z.B. haben wir ihn gefragt, ob er dieselbe Meinung wie Luther vertritt, darauf antwortete er, dass er viele Standpunkte von Luther nachvollziehen, einige aber auch nicht vertreten kann.
Die wichtigste Tat Martin Luthers sei seiner Meinung nach die Bibelübersetzung gewesen, allerdings fand er nicht gut, dass Martin Luther danach alle zum christliche Glauben bewegen wollte und z.B. Juden, die keine Christen werden wollten, massiv für ihr -aus Luthers Sicht- Fehlverhalten getadelt hat.
Sein großes Durchhaltevermögen habe Luther aus seinem starken Glauben und seinem großen Gottvertrauen bekommen.
Gefragt nach seiner Hochzeit mit Katharina von Bora antwortete Pater Jeremias, dass Martin Luther aufgrund seiner Lehrmeinung über die Ehe dann auch selbst mit gutem Beispiel voran gehen und selbst heiraten musste und dass Katharina von Bora auch eine gute Ordnung und Struktur in sein Hauswesen gebracht hat und dadurch auch einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Reformation geleistet hat.
Auf unsere Frage, ob er Martin Luther schlau findet, antwortete Pater Jeremias, dass er ihn tatsächlich sehr schlau findet.
Die Einstellung des Augustinerordens zu Martin Luther sei unterschiedlich gewesen, heute seien die Augustiner stolz darauf, dass Martin Luther einer von ihnen war.
Passend zur Advents- und Weihnachtszeit und weil Katharina von Bora auch selbst Bier gebraut hat, schenkten wir Pater Jeremias am Ende der Veranstaltung als kleines Dankeschön für die sehr informative Talkshow eine Packung Weihnachtsbier, eine fair gehandelte Engelsgirlande und eine kleinen Nikolaus aus dem Weltladen in Weiden.Die evang. Schülerinnen der Klasse 8a
und OStRin i.B. Sigrid Pirkl
Ausgewählte Stellungnahmen aus den Klassen 8ab zum Vortrag von Pater Jeremias über Martin Luther:
– Es war eine sehr interessante Stunde, da er unsere Fragen sehr gründlich beantwortete.
– Ich habe viel über Luther erfahren, v a. wie er gelebt hat.
– Ich fand seine Sicht auf die Reformation sehr interessant.
– Ich fand es interessant zu sehen, dass es heute auch noch Menschen gibt, die ins Kloster gehen und so ähnlich leben wie Luther.
– Man hat in dieser Stunde viel Neues über Luther erfahren. Es war sehr interessant, mal einen Pater, der ins Kloster ging, so viel über Luther zu fragen.
– Ich fand, es war eine schöne Stunde, man konnte sehen, dass es dem Mönch Spaß machte, uns an die Reformation heranzuführen.
– Ich fand die Antworten von Pater Jeremias sehr interessant und auch, wie er diese mit der jetzigen Zeit verbunden hat.
Schülerinnen der Klassen 8ab (Katholisch),
StRin Sonja Winkler