Interreligiöses Lernen vor Ort: Neuntklässlerinnen besuchen Synagoge

Unterricht nur in der grauen Theorie? Nicht bei uns!

Auch in diesem Schuljahr hatten die Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe im Rahmen des Katholischen und Evangelischen Religionsunterrichts die Gelegenheit, die jüdische Gemeinde zu besuchen.

Werner Friedmann brachte dabei den Schülerinnen nicht nur die Geschichte der jüdischen Gemeinde und der Synagoge näher. So erfuhren wir, dass die jüdische Gemeinde in Weiden eine vergleichsweise junge Gemeinde ist, wurde sie doch erst im 19. Jahrhundert gegründet. Nichtsdestotrotz hat sie eine bewegte Geschichte hinter sich, waren doch auch hier die Gemeindemitglieder dem nationalsozialistischen Antisemitismus ausgesetzt. Selbst die Synagoge wurde, wie wir erfuhren, in der Reichspogromnacht 1938 verwüstet und anschließend zeitweise für die Bonbonfabrik des Nachbarn verwendet. Erst nach dem Krieg erhielt die Gemeinde das Gebäude zurück, die komplette Inneneinrichtung, auch die eindrucksvollen Wandgemälde von Yehuda Feffer stammen demnach aus dieser Zeit.

Anschließend wurden auch die zahlreichen Einrichtungs- und Kultgegenstände der Synagoge gezeigt und erläutert. Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einer Menora und einer Chanukkia? Wo findet man die Mesusa? Oder wie legt man Gebetsriemen an? Auf all diese Fragen wusste Herr Friedmann eine Antwort.

Die Zeit verging wie immer viel zu schnell, zumal Herr Friedmann zusätzlich viel über die Umsetzung jüdischer Gebote im Alltag (z. B. Speisevorschriften, Kleidung) zu berichten hatte. Höhepunkt und Abschluss des Besuchs bildete die Öffnung des Toraschreins und das Vorzeigen der Torarollen. Die Texte dieser Rollen sind bis heute Bestandteile auch des christlichen Alten Testaments, so dass spätestens hier deutlich geworden sein durfte, wie viel Christen und Juden bei allen Unterschieden eint.

Sonja Winkler, Studienrätin