Woher kommt der Wind. Hat er sich gedreht? Wie stark ist der Wind? Das sind die wichtigsten Fragen, wenn man sich mit Windkraft über Wasser bewegen möchte. Den Wind kann man nicht beeinflussen. Deswegen lernt man zunächst Respekt und Demut vor den Kräften der Natur. Aber der Mensch heißt Mensch, weil er gelernt hat, die Kräfte der Natur für seine Zwecke zu nutzen. Die uralte Kulturtechnik des Segelns lehrt mit Technik und technischen Fertigkeiten, die physikalischen Gesetze so zu nutzen, dass man an ein festgelegtes Ziel kommt – auch wenn man im Wind steht. Dazu ist strategisches Denken nötig. Man muss vorausschauend planen und dann zielgerichtet handeln. Wenn man zu zweit im Boot ist, muss man die Vorgänge in der Natur und der Umwelt genau beobachten, bewerten und blitzschnell Entscheidungen treffen. Gleichzeitig muss man sich aufeinander verlassen können, dass jede zuverlässig das tut, was in der augenblicklichen Situation nötig ist. Teambuilding, Arbeitsteilung, Vertrauen sind beim Segeln Grundtugenden. Wenn man dann erfolgreich ab- und wieder angelegt hat, weil der eigene Wille die Naturgesetze genutzt hat, dann wächst Selbstvertrauen, Stolz und Glück.
Eine Segelwoche als Klassenfahrt lehrt den Schülerinnen, dass sie das schaffen können: Gelebte und praktizierte Naturwissenschaft; Knoten so knüpfen, dass sie für verschiedene Zwecke eingesetzt werden; eine Fachsprache sprechen und nutzen; neue Naturräume kennenlernen; mit einfachen Bedingungen auskommen. Segeln lernen heißt: Empowerment, das eigene Lebensschiff als Kapitänin zu lenken!
Text und Fotos: OStD Harald Pröm, Schulleiter