Schülerakademie auf den Spuren Kafkas im jüdischen Prag

Die letzte Fahrt der “Schülerakademie Kunstgeschichtliche Exkursionen” in diesem Schuljahr ging in den Pfingstferien nach Prag, auf besonderen Wunsch und unter besonderer Mitwirkung der Teilnehmerinnen. Nachdem im letzten Jahr bei der Pragfahrt „Vom Veitsdom bis zum Tanzenden Haus“ die verschiedenen Architekturepochen bei Sakral- und Profanbauten im Mittelpunkt standen, war es diesmal der Schriftsteller Franz Kafka, auf dessen Spuren und Wegen sich die Schülerinnen begeistert begaben. Das Programm hatten sie sich bereits im Vorfeld nach eigenen Wünschen zusammengestellt, und vor allem zwei Schülerinnen mit tschechischen Wurzeln und Sprachkenntnissen hatten diese Tour vom Entwurf des Programms über die Bestellung der Zugtickets bis zur Online-Reservierung für Museen und Führungen mit vorbereitet.

Zuerst bot das Franz-Kafka-Museum einen umfassenden Überblick über das Leben und Werk, den Glauben und Alltag des Schriftstellers in Prag, danach wurden diese Wege bei bestem Frühsommerwetter durch die Stadt nachvollzogen. Die Abiturientin Rebecca Kellner führte die Teilnehmerinnen zum Geburtshaus Kafkas und weiteren Wohnungen der Familie sowie durch das jüdische Viertel mit Synagogen und Friedhof. Dort war für die kleine Gruppe sogar eine Sonderführung in die historischen Gewölbe möglich, in denen die Mikwe, das rituelle Tauchbad, durchgeführt wurde.

Auch zwei moderne Kafka-Plastiken standen auf der Wunschliste: Ein Denkmal aus Bronze von Jaroslav Rona aus dem Jahr 2003, bei dem der junge Kafka auf den Schultern einer kopflosen Figur (inspiriert von der Kurzgeschichte “Beschreibung eines Kampfes”) sitzt, sowie die kinetische Plastik des Künstlers David Černý aus dem Jahr 2014, die ganz in der Tradition der “Metamorphosen” nach einer bestimmten Choreographie in Bewegung versetzt wird.

Von diesem Aktionskünstler entdeckte die Gruppe auch noch ein ganz “frisches” Werk: Zwei Schmetterlinge aus Kampfflugzeugen, die erst seit Mitte Mai am Kaufhaus Máj an der Nationalstraße installiert sind und, wie die meisten Werke Černýs, sehr kontrovers diskutiert wurden und werden – von den Einwohnern Prags und auch in unserer Gruppe: Was ist wichtiger: Denkmalschutz oder künstlerische Freiheit? Ist das nur Kitsch, oder ernsthafte politische Kunst?

Und genau das ist die Besonderheit und das Schöne an diesem Kurs der Schülerakademie: Hier kann man im kleinen Kreis in aller Ruhe Kunst betrachten, Interpretationen formulieren, einander zuhören und unterschiedliche Meinungen austauschen. Danke, liebe Schülerinnen für Eure Teilnahme an den Fahrten und die engagierte Mitwirkung am Exkursions-Programm in diesem Schuljahr!

Ramona Gilch, Oberstudienrätin