Kirche = Kirche? Ein Kirchenbesuch der anderen Art
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer evangelischen und einer katholischen Kirche? Um diese Frage zu klären, erkundeten Mitte Juli die katholischen Schülerinnen der Klasse 5b und die evangelischen Schülerinnen der Klassen 5ac zusammen mit ihren Religionslehrerinnen Frau Oberstudienrätin i.B. Sigrid Pirkl und Frau Studienrätin Sonja Winkler die beiden ältesten Kirchen in Weiden, St. Michael und St. Josef. Begonnen wurde zunächst mit einer Besichtigung der ehemaligen Simultankirche St. Michael, die schon vor der Reformationszeit als katholische Kirche existierte und heute von evangelisch-lutherischen Christen genutzt wird. Erste Erkenntnisse über diese Kirche und ihre Nutzung konnten die Schülerinnen bereits bei einer Außenbesichtigung gewinnen, indem sie z. B. das Baumaterial, den Baustil, die Inschriften und die Gottesdienstzeiten in Erfahrung brachten. In der Kirche selbst erkundeten die beiden Religionsklassen in Kleingruppen die Bedeutung der wichtigsten Einrichtungsgegenstände einer evangelischen Kirche und deren gottesdienstliche Bedeutung, z. B den Taufstein, das Lesepult, die Kanzel, das Sakramentshäuschen, den Altar, die Osterkerze und die Orgel. Trotz zahlreicher Besonderheiten, die diese Kirche auch aufgrund ihrer ehemaligen Nutzung als katholische Kirche aufweist, wurde den meisten doch sehr schnell klar, dass Martin Luthers Lehre diese Kirche stark prägte. So findet man z.B. heute auch am hinteren Ausgang sein Dienstsiegel, die Lutherrose, und darunter ein Bild und ein Zitat von ihm.
Anschließend machten sich die Fünftklässlerinnen mit ihren Lehrerinnen auf den Weg zur katholischen Kirche St. Josef, die man zu bauen beschlossen hatte, nachdem die katholische Bevölkerung im 19. Jahrhundert stark angewachsen und die Simultankirche für sie zu klein geworden war. Aufmerksame Schülerinnen stellten bei der Suche nach wichtigen Einrichtungsgegenständen einer katholischen Kirche schnell fest, dass die beiden Konfessionen sehr viel verbindet: Katholiken haben ebenfalls z. B. ein Taufbecken, eine Orgel oder Lesepulte. Eine Besonderheit ist aber, dass sie – anders als Protestanten – zur sicheren Aufbewahrung der geweihten Hostien einen Tabernakel mit einem ewigen Licht benötigen. Und davon gibt es in St. Josef sogar gleich zwei Stück, einen im Altarraum und einen in der Sakramentskapelle! Anders als in St. Michael befinden sich in St. Josef außerdem Weihwasserbecken, Beichtstühle und auch besonders auffällige Marien- bzw. Heiligendarstellungen, weil die Heiligen nach katholischer Kirchenlehre durch ihr Leben und ihre Fürbitten in die heutige Kirche hineinwirken.
Insgesamt blicken wir auf einen lehrreichen Ausflug zurück, der das gegenseitige Verständnis zwischen den Konfessionen nachhaltig gefördert hat.
Sigrid Pirkl, Oberstudienrätin i.B. und Sonja Winkler, Studienrätin