Als Detektive durch die Geschichte: Christine Ascherl vom OberpfalzECHO zu Gast am Elly

Welche Möglichkeiten habe ich denn heutzutage noch, über die Vergangenheit Weidens zu recherchieren, wenn mir Zeitzeugen und gleichzeitig auch die Quellen fehlen? Mit dieser Frage konnten sich die Schülerinnen der Klasse 9a im Rahmen eines fächerübergreifenden Projekts zum Thema „Jüdisches Leben in Weiden unter dem Nationalsozialismus“ beschäftigen.

Um den Schülerinnen das Handwerkszeug zur Beantwortung dieser Frage zu vermitteln, haben StRin Sonja Winkler und OStR Max Emanuel-Schmid im Rahmen des Religions- und Geschichtsunterrichts Christine Ascherl vom OberpfalzECHO zu einem Vortrag eingeladen. Frau Ascherl hat bereits in der Vergangenheit für den Neuen Tag über das Schicksal von Weidener Holocaust-Opfer berichtet, um mögliche Kandidaten für weitere Stolpersteine in Weiden vorzustellen. Dadurch verfügt Frau Ascherl natürlich über das nötige Wissen, um den Schülerinnen Tipps für die eigene Recherche zu geben.

Frau Ascherl schilderte zu Beginn ihres Vortrags die allgemeinen Schwierigkeiten bei der Recherche: Heutzutage gebe es in der Regel keine lebenden Zeitzeugen des Holocausts mehr, so dass man bei Recherchen inzwischen auf die Berichte von Kindern und Enkeln angewiesen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Holocaust-Überlebende aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen häufig nicht mehr bereit dazu sind, in ihre alte Heimat zurückzukehren, und daher auch schwer für Interviews zu gewinnen sind. All dies sind Gründe, weshalb selbst Frau Ascherl bisher nur eine Überlebende aus Weiden getroffen hat.

Allerdings bietet heute das Internet wesentlich mehr Recherchemöglichkeiten als noch vor wenigen Jahren. Die Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ oder das „United States Holocaust Memorial Museum“ haben umfangreiche Datenbanken rund um den Holocaust aufgebaut, die die Schülerinnen der Tabletklasse auch gleich nach einer kurzen Einführung in ausgewählte Weidener Familien ausprobieren konnten. Nicht vergessen werden dürfen hier natürlich auch die Möglichkeiten, die soziale Netzwerke wie z. B. Facebook bieten. Und tatsächlich haben die Schülerinnen auch gleich eine Nachfahrin eines ermordeten Weideners auf Facebook entdeckt.

Wir sind gespannt, was die Mädchen durch die Tipps der Expertin noch alles herausfinden werden.

Sonja Winkler, Studienrätin

Fotos: Ramona Gilch