Theaterbesuch: “Drei Minuten. Flucht Migration Rassismus”

Drei Minuten – was ist das schon? Was kann man in drei Minuten schon erzählen über die Schicksale von Geflohenen und Verfolgten? Nicht viel. Und trotzdem kommen diese drei Minuten nicht von ungefähr. Drei Minuten entspricht genau der Zeit, die US-Behörden unregistrierten Einwanderern zugestehen, um mit ihren Verwandten aus der Heimat zu sprechen – in einem Stück Flussbett des Rio Bravo. So wie sich dort die Menschen drei Minuten lang begegnen, so begegnen die Zuschauer des Stückes “Drei Minuten. Flucht Migration Rassismus” in jeweils drei Minuten Schicksalen von Migranten und Geflohenen, packend erzählt und dargeboten von Lydia Starkulla und Dominik Burki von der compagnie nik aus München. Umwerfend die Vielseitigkeit des Bühnenbilds: Ein Stapel Plastikwannen verwandelt sich im Lauf der Szene in alles Mögliche – einen Grenzturm, auf dem der erste dokumentierte Heimwehtote seinen Dienst tut, oder ein wackeliges Boot, mit dem Schleuser syrische Flüchtlinge nach Europa bringen, uvm.. Eine grobe Landkarte wächst zu einem Linienbild der Fluchtwege. Und die beiden Schauspieler*innen, denen man ihr Herzblut immer anmerkt, schlüpfen fesselnd in all diese Rollen und nehmen ihre jungen Zuschauerinnen aus den achten und neunten Klassen mit durch die Jahrhunderte und die Kontinente. Zuletzt stellen sie sich bereitwillig den Fragen ihres Publikums. Ein großartiger Wiedereinstieg in Live-Kultur für die Mädchen aus dem Elly und auch der benachbarten Schulen!

Markus Hattenkofer, Studiendirektor