Oft mit vielen Tabus behaftet ist das Thema Organspende. Die zehnte Jahrgangsstufe, die sich im Religions- beziehungsweise Ethikunterricht mit dieser Fragestellung beschäftigt, traf im Oktober Franz Nowy, dem selbst zweimal eine Niere transplantiert wurde. Er berichtete sehr persönlich von seinen Erfahrungen und stand dabei Rede und Antwort – auch bei schwierigen Fragen der Schülerinnen. Dabei informierte er über medizinische Grundlagen der Transplantation, rechtliche und organisatorische Bedingungen der Organspende in Deutschland und nicht zuletzt über ethische Fragestellungen, die damit in Verbindung stehen. Der Vorsitzender des Landesverbandes Niere Bayern e.V. klärte dabei die Schülerinnen über viele Details auf. Es wurde klar, woher das Unbehagen vieler Menschen kommt, sich mit der Frage auseinanderzusetzten, ob sie selbst nach ihrem Tod als Organspender anderen helfen möchten. Oft sind es Ängste, die mit dem Nachdenken über den eigenen Tod oder fehlendem Vertrauen in die Organisation der Weitergabe von Organen in Verbindung stehen. So machen sich viele Gedanken, ob Mediziner bei potenziellen Spendern weniger Einsatz für lebensverlängernde Maßnahmen zeigen, weil sie die Möglichkeit im Blick haben, einem anderen Menschen das Leben zu retten. Die rechtlichen Vorgaben, an die die Vermittlungsinstanzen DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) und Eurotransplant gebunden sind, beispielsweise das Vier-Augen-Prinzip, bei dem zwei Ärzte unabhängig voneinander den unumkehrbaren Tod eines Patienten feststellen müssen, stellen dies im Grundsatz sicher. Trotzdem gibt es gerade in Deutschland eine geringe Bereitschaft, beispielsweise mit einem Organspendeausweis zu Lebzeiten eindeutig den eignen Willen zu äußern, was oft schwierigste Entscheidungen von Angehörigen notwendig macht. So wurde offensichtlich, wie wichtig es ist, mit nahestehenden Menschen über dieses Thema rechtzeitig zu sprechen, ganz egal, ob man sich nun für oder gegen eine Zustimmung zur Organspende entscheidet.
Michael Birner, Studienrat