Reformation und Ökumene hautnah: 8.Jgst. trifft Lutherprofi

Pater Jeremias – gebürtiger Waldauer, ehemaliger Schüler im Weidener Augustinerseminar und nun Prior des Augustinerkonvents in Erfurt – war Anfang des Jahres wieder einmal zu Gast am Elly, um den evangelischen und katholischen Schülerinnen der 8. Klassen in einer Fragestunde Rede und Antwort zu stehen. Es ging um Martin Luther, Ökumene und das Klosterleben damals und heute.

Die Schülerinnen erzählen selbst:

“Die Talkshow mit Pater Jeremias aus Erfurt war sehr interessant. Im Unterricht hatten wir Fragen vorbereitet, welche wir ihm stellten. Er hat lange und informative Antworten gegeben. Die offenen und direkten Antworten, die er uns gab, waren mega. Wir denken, es war auch für Pater Jeremias sehr interessant, weil auch er so erfahren konnte, wie das Thema auf uns Außenstehende wirkt. Es schien so, als wäre ihm der Augustinerorden sehr ans Herz gewachsen, das trifft auch auf die Hauptperson der Gesprächsrunde zu: Martin Luther.

Pater Jeremias erzählte uns, warum er und der bekannte Reformator in den Augustinerorden eingetreten sind: Beide hatten schon in frühen Jahren Kontakt mit Augustinermönchen und beschäftigten sich mit ihnen. Neben den positiven Erfahrungen war es bei dem bekannten Reformator auch die Aussicht, eine eigene Bibel zu erhalten, die damals einen sehr großen Wert darstellte, die ihn zum Eintritt gerade in den Augustinerorden bewog.

Wir haben ebenso erfahren, dass im Gegensatz zu den meisten Menschen heute, Martin Luther es ohne Probleme schaffte, die ganze Bibel oftmals durchzulesen und sich einzelne Bibelstellen auswendig zu merken. Er konnte es nicht verstehen, wie Menschen nicht von der Bibel begeistert sein konnten und hat sie ins Deutsche übersetzt, sodass sie jeder in seiner deutschen Muttersprache lesen kann.

Pater Jeremias erzählte uns auch sehr viel von seinem Klosterleben, zum Beispiel seinem Tagesablauf und der Gemeinschaft mit seinen beiden Klosterbrüdern, weil wir im Unterricht viel über das Ordensleben zur Zeit Martin Luthers erfahren hatten. Manche Regeln haben sich seit der Gründung des Ordens geändert, nicht aber die Grundregel von Augustinus. Die Regeln stellten kein Problem dar und seien seiner Meinung mehr als fair.

Außerdem erklärte er uns, dass sich die Mönche heute im Gegensatz zum Mittelalter genauso gut mit Medizin auskennen wie wir, aber er sagte, dass es immer „Spezialisten“ gebe.

Zum Ablass, dem Hauptstreitpunkt der Reformation, erklärte er Folgendes: In der Katholischen Kirche gebe es den Ablass heute noch, allerdings ohne dafür zu bezahlen.

Heute dagegen überwiegt auch in Pater Jeremias Arbeit die Ökumene, z.B. nutzt sein Augustinerkonvent St. Martin von Tours in Erfurt die Reglerkirche zusammen mit der Evangelischen Reglergemeinde und der Konvent wohnt im Evangelischen Reglergemeindehaus. In Erfurt, allerdings in das heute evangelische Augustinerkloster, trat auch Martin Luther damals als Mönch ein. Dort kann man in einer Ausstellung u.a. seine Zelle, den Speisesaal und den Kapitelsaal besichtigen. Auch die Reglerkirche gehörte ab dem Jahr 1200 eine Zeit lang Mönchen, die nach der Regel des Augustinus lebten, den Augustinerchorherren.

Insgesamt konnte man durch das sehr interessante und offene Gespräch mit Pater Jeremias viel dazulernen und das Leben Luthers besser kennenlernen.

Wir fanden die Talkshow mit Pater Jeremias eine tolle Erfahrung und werden sie immer in Erinnerung behalten und auch gerne wiederholen, denn ein Gespräch mit einem Mönch ist schließlich nicht alltäglich.”

Die Schülerinnen der 8. Jahrgangsstufe mit

Sigrid Pirkl, Oberstudienrätin i.B. / Michael Birner, Studienrat

PPT-Folien: Sigrid Pirkl, Oberstudienrätin i.B.