100 Jahre Frauenwahlrecht: Aktionen 2019 am EHG

 

„Frauen werbt und wählt, jede Stimme zählt, jede Stimme wiegt, Frauenwille siegt!“

Diesem Wahlspruch von Elly Heuss-Knapp zur ersten Wahl von Frauen in Deutschland folgten rund 17 Millionen Frauen. Das lange von der Arbeiter- und Frauenbewegung geforderte Wahlrecht für Frauen wurde am 12. November 1918 verkündet und bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erstmals umgesetzt. Frauen machten damals mehr als die Hälfte der Wählenden aus.

Seit 100 Jahren können Frauen also wählen und gewählt werden und natürlich wollten die Schülerinnen des Elly-Heuss-Gymnasiums diesen Meilenstein in der Geschichte der Demokratie in Deutschland und der vollen politischen Beteiligung von Frauen nicht einfach so vorüber gehen lassen, ohne in angebrachter Form daran zu erinnern. Im Rahmen zahlreicher Aktionen erinnerten die Schülerinnen unterschiedlicher Jahrgangsstufen und Fächer an dieses einschneidende Ereignis und wollten damit auch zeigen, wir sind uns bewusst, was diese Frauen auf dem Weg zur Geleichstellung von Männern und Frauen geleistet haben und wissen freilich auch, dass diese Gleichstellung höchstens auf dem Papier tatsächlich besteht.


Frauenwahlrechtswoche

Besonderes Engagement zeigten die Schülerinnen der sozialwissenschaftlichen Ausbildungsrichtung, hier vor allem die Schülerinnen der 10b/c, die im Rahmen einer Frauenwahlrechtswoche (15.-18. Januar 2019) ihren Mitschülerinnen verschiedene Schwerpunkte vorstellen wollten: Täglich wurde eine zentrale Wegbereiterin des Frauenwahlrechts in der Pause anhand einer Präsentation in der Aula vorgestellt. So lernten die Schülerinnen im Laufe der Woche Marie Juchacz, Anita Augspurg, Clara Zetkin und Helene Lange genauer kennen. Natürlich durfte in dieser Reihe von bedeutenden Frauen Elly Heuss-Knapp nicht fehlen. Sie war politisch ihr Leben lang sehr aktiv, hatte sich selbst für die Wahl zur Nationalversammlung im Jahre 1919 aufstellen lassen und hatte im Vorfeld der Wahl massiv für die Beteiligung der Frauen geworben. Sie wurde letztlich zwar nicht in die Nationalversammlung gewählt, war jedoch ab 1946 im Landtag von Württemberg-Baden, gab allerdings 1949 ihr Mandat ab, als ihr Mann das Amt des Ersten Bundespräsidenten der BRD übernahm.

Dass die Wegbereiterinnen des Frauenwahlrechts Enormes geleistet hatten, war schnell klar, doch die Schülerinnen wollten auch herausfinden, welche Anliegen es aktuell gibt, für die es sich für ihre Mitschülerinnen zu kämpfen lohnt. So starteten sie ihm Rahmen ihrer Frauenwahlrechtskampagne eine Umfrage: Wofür willst du in Zukunft streiten? Bei der Befragung der Schülerinnen zeigte sich, dass vor allem Umweltthemen und die freie Entfaltung der Persönlichkeit große Anliegen der Schülerinnenschaft am Elly-Heuss-Gymnasium sind.


Zeitgleich zur Frauenwahlrechtswoche konnten wir die Ausstellung Die Mütter des Grundgesetzes an die Schule holen, die uns von der Stadt Weiden zur Verfügung gestellt wurde: Dabei standen Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel im Mittelpunkt. Die Frauen, die Artikel 3 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.” im Grundgesetz durchsetzen konnten und somit die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau erstritten. Einige Schülerinnen der 10. Klasse erstellten für ihre Mitschülerinnen ein Quiz zur Ausstellung, das im Unterricht genutzt werden konnte. Außerdem wurde von Schülerinnen ein Erklärfilm produziert, welcher im Rahmen der Blauen Stunde gezeigt werden konnte. Er stellte ausführlich die Entwicklungsgeschichte des Frauenwahlrechts dar.

Um uns den tatsächlichen Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland vor Augen zu führen, recherchierte eine weitere Gruppe nach Daten und Fakten, die dazu Aufschluss geben konnten. Leider lassen sich, so die Ergebnisse der Schülerinnen, in einigen Bereichen noch deutliche Unterschiede zu Ungunsten der Frauen nachweisen: Gehaltsunterschiede, Führungspositionen, Arbeitsaufteilung im Haushalt und in der Erziehung, Erwerbsarbeitszeit und die Vertretung in den Parlamenten, um nur einige zu nennen.


Referentin zu 100 Jahre Frauenwahlrecht

Die Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe konnten am 22. Februar 2019 passend zur Aktualität und zum Lehrplan in Sozialkunde, der sich u.a. dem sich wandelnden Geschlechterverhältnis widmet, eine Referentin von Arbeit und Leben begrüßen, die über die Entwicklung des Frauenwahlrechts berichtete und einen vertieften Einblick in die tatsächlichen Teilhabechancen von Frauen in der politischen Sphäre gewährte. Sie gab Auskunft über aktuelle Debatten und diskutierte Strategien für eine faire Teilhabe von Frauen in der Politik.


Internationaler Frauentag

Der jährlich am 08.03.2019 stattfindende Internationale Frauentag bot einen weiteren Rahmen für eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema Frauen und deren Gleichstellung. Im Rahmen einer Präsentation in der Pause wurde über den Sinn und Zweck dieses Termins informiert, der häufig bewusst oder unbewusst fälschlicherweise als Tag interpretiert wird, an dem Frauen mit Blumen und Geschenken aufgewartet werden soll. Tatsächlich geht es jedoch darum, auf den aktuellen Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern hinzuweisen und grobe Ungleichheiten anzuprangern. Einige Ethik-Schülerinnen von Frau Kopp trugen Wünsche der Schülerinnen vor, die im Vorfeld im Unterricht gesammelt wurden.

Folgende Aspekte wurden beispielsweise von den Schülerinnen hervorgehoben:

  • Ich wünsche mir, dass die Errungenschaften von Frauen, v.a. in der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Kunst, mehr thematisiert und Wert geschätzt werden.
  • Ich wünsche mir, dass wir keine Frauenquote brauchen, sondern dass man endlich einsieht, dass Frauen mindestens genauso leistungsfähig und produktiv sind wie Männer.
  • Ich wünsche mir, dass sich Frauen nicht nur auf Hausarbeit und Kindererziehung reduzieren lassen.
  • Ich wünsche mir, dass Frauen endlich kapieren, dass sie sich nicht über ihr Äußeres definieren müssen.
  • Usw.

 

 

Text & Bilder: Sabine Hoffmann