Politikwissenschaftlerin Prof. Ursula Münch zu Gast am EHG

 

Prof. Ursula Münch im Gespräch mit den Schülersprecherinnen

Diskussion mit der 11. und 12. Jahrgangsstufe

Diskussion mit der 11. und 12. Jahrgangsstufe

Prof. Dr. Ursula Münch (vorne, 2. v.r.) mit den Schülersprecherinnen und den Moderatorinnen aus der 11. und 12. Jgst. sowie Schulleiter OStD Harald Pröm (re.) und OStRin Sabine Hoffmann (li.)

Interview mit OTV – Der Beitrag wird im Lauf der nächsten Woche im OTV-Magazin gesendet

Am vergangenen Freitag, 14.03.2025, war die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, für eine Stippvisite ans Elly-Heuss Gymnasium eingeladen und war offensichtlich sehr beeindruckt von den Schülerinnen. Den Schülersprecherinnnen Emma Bock (Q12), Annalena Lindner (11B) und Marlene Schärtl (11A), die zunächst die Direktorin im Rahmen einer Schulversammlung allen Schülerinnen vorstellen konnten, war in der Vorbereitung an der Vita der Professorin aufgefallen, dass die Professorin selbst Schülerin eines Mächengymnasiums gewesen war und sie wollten deshalb wissen, ob sie das Konzept Mädchenschule auch heute noch für zeitgemäß halte. Offensichtlich schon, warum sonst hätte sie auch ihre eigene Tochter ein Mädchengymnasium besuchen lassen. Ergänzend meinte sie dazu, dass sich Mädchen und junge Frauen in diesem Setting zum Beispiel in MINT-Fächern besser entfalten und grundsätzlich ungestörter in allen Fächern und Angeboten der Schulen verwirklichen könnten, da eben störende Einflüsse geringer ausfallen würden. Gefragt nach besonderen Tipps für die Zukunft und die Zeit nach der Schule, empfahl Prof. Münch, soviel wie möglich an Auslandserfahrungen zu sammeln und selbstbewusst und weniger selbstzweifelnd an Herausforderungen heranzugehen. Beides Dinge, die sie selbst ihrer Meinung nach in ihrer Jugend zu wenig beachtet hätte.

Die Schülersprecherinnen sprachen mit ihr außerdem über den Internationalen Weltfrauentag, Frauenförderung und den Anteil von Frauen in der Politik. Sie befürwortete grundsätzlich die bestehenden Maßnahmen, ermutigte aber auch die Schülerinnen und jungen Frauen dazu, sich selbst mehr in der politischen Arbeit und in den  politischen Parteien zu engagieren. Nur so könnten sie ihrem berechtigten Anspruch auf z.B. mehr und bessere Plätze auf den Parteilisten Nachdruck verleihen.

Besonders interessiert verfolgte Frau Münch die Präsentation der Ergebnisse einer Umfrage, die die Schülersprecherinnen ganz aktuell initiiert hatten, um das Verfahren der Verfassungsviertelstunde am Elly-Heuss-Gymnasium auszuwerten. Am EHG wird diese einmal wöchentlich als Schulversammlung in der Aula abgehalten: Den Vorgaben des Kultusmnisteriums folgend haben sich die Lehrkräfte an den Werten der Bayerischen Verfassung und des Grundgesetzes abzuarbeiten, dazu wählen sie gemeinsam mit ihren Schülerinnen aktuelle und wichtige Themen aus, analysieren sie und informieren in der Verfassungsviertelstunde die gesamte Schulfamilie darüber. Grundsätzlich bewerten die Schülerinnen laut Umfrage das Konzept als sinnvoll, sehen aber auch an einigen Stellen Nachbesserungsbedarf. Diese werden demnächst im Gespräch mit der Schulleitung vorgebracht und besprochen. Auch die Politikwisschenschaftlerin Frau Münch unterstützt grundsätzlich die Idee der Verfassungsviertelstunde, da sie die Schule für den richtigen Ort zur zusätzlichen Beschäftigung mit politischen Themen und Inhalten hält, sieht aber natürlich auch, dass die Umsetzung nicht an allen Schulen gleich gut gelingt und gewisse Herausforderungen mit sich bringen kann.

Die Ergebnisse der Juniorwahl und der U18-Wahlen in Weiden und Bayern, bei denen die politischen Ränder offensichtlich sehr erfolgreich waren, erklärte die Politikwissenschaftlerin unter anderem mit der Experimentierfreudigkeit vieler Jungwählerinnen und Jungwähler, die in ihrem Wahlverhalten noch recht flexibel wären. Auf die Nachfrage, ob sie denn das Herabsetzen des Wahlalters auf 16 Jahre befürworten würde, erklärte sie, dass sie dieses Unterfangen eigentlich immer unterstützt habe, inzwischen habe sich ihre Meinung dazu allerdings ein wenig geändert. Sie begründete dies damit, dass gewährleistet sein müsse, dass junge Menschen noch mehr politische Bildung und Wissen erhalten müssten, bevor sie zur Wahl gingen.

Glücklicherweise hatte Prof. Münch noch ein bisschen mehr Zeit mitgebracht, so dass sich nach der Schulversammlung ein vertiefteres Gespräch mit den Schülerinnen der 11. und 12. Jahrgangsstufe anschließen konnte. Der erste Teil dieses Gesprächs wurde von den Schülerinnen Hannah Schlagenhaufer (11A) und Greta Schiffner (11A) moderiert. Sie sprachen mit Münch unter anderem über die Wahlergebnisse der aktuellen Bundestagswahl, über die Sondierungs- und Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD, über Schuldenbremse und Sondervermögen, über die sich verändernde Parteienlandschaft und die Gründe hierfür.

Der zweite Teil des Gesprächs wurde von zwei Schülerinnen der Oberstufe moderiert: Emily Hofmann und Viola Wiesnet, beide Q12, diskutierten mit Ursula Münch über Themen der sich verändernden Debattenkultur, die Sinnhaftigkeit oder Notwendigkeit von politischen Begriffen wie Brandmauer und politische Mitte. Aber auch die Rolle der EU für die zukünftige militärische Sicherheit Europas, die offenbar seit der Münchner Sicherheitskonferenz neu sortiert und aufgestellt werden müsse, wurde thematisiert. Außerdem sprach die Runde über das aktuelle Auftreten der USA und wie dieses Land unter der aktuellen Führung zukünftig seine eigene Rolle in der NATO interpretieren und wahrnehmen werde.

Abgerundet wurde das Gespräch mit einer Nachfrage von einer Schülerin der Q12, die wissen wollte, warum die Politikwissenschaftlerin nicht selbst in die Politik gegangen ist. Sie bestätigte, dass einige ihrer Mitstudierenden tatsächlich diesen Weg eingeschlagen hätten, sie selbst interessierte sich damals allerdings für die journalisitsche Laufbahn. Wobei sie sich allerdings final dagegen entschieden hätte, weil sie zu schüchtern und zurückhaltend gewesen wäre. Sie interessierte sich schon immer mehr für die Analyse der Themen und sei deshalb der politischen Forschung treu geblieben.

Wie beeindruckt Prof. U. Münch von ihren Gesprächen mit den Schülerinnen am Elly-Heuss-Gymnasium offenbar gewesen ist, äußerte sie schließlich am Sonntags-Stammtisch des Bayerischen Fernsehens am 16.03.2025: „Ich habe dort im Gespräch so hervorragende Schülerinnen erlebt, da könnten sich meine Studenten eine Scheibe davon abschneiden!“

Sabine Hoffmann, Oberstudienrätin

Sonntag, 16.3. im BR-Stammtisch: Die Schülerinnen des Elly als “Freude der Woche” (ab Timecode 58:30)

Sonntag, 16.3. im BR-Sonntagsstammtisch: Die Schülerinnen des EHG als “Freude der Woche”für Prof. Ursula Münch (ab Timecode 58:30)